Einer flog über das Kuckucksnest

INFORMATIONEN ZUM STÜCK

Vielen Dank für Ihr Interesse am Theaterstück „Einer flog über das Kuckucksnest“, das auf dem gleichnamigen Roman von Ken Kesey basiert und durch die Verfilmung von Miloš Forman mit Jack Nicholson in der Hauptrolle bekannt wurde.

In dem fesselnden Werk werden verstörende Themen angesprochen. Deshalb möchten wir Ihnen hiermit einige Hintergrundinformationen liefern.

Rezessionen der Inszenierung  des THEAS-Ensembles:

https://in-gl.de/2024/03/06/einer-flog-ueber-das-kuckucksnest/

https://www.rheinische-anzeigenblaetter.de/bergisch-gladbach/c-nachrichten/theas-ensembles-spielt-einer-flog-ueber-das-kuckucksnest_a306727

Die Handlung des Theaterstückes „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Dale Wasserman (in der deutschen Übersetzung von Ingeborg von Zadow) dreht sich um Randle P. McMurphy, einen Häftling, der vorgibt, psychisch krank zu sein, um der harten Arbeit im Gefängnis zu entkommen. Daraufhin wird er in eine Nervenheilanstalt eingewiesen, in der er auf eine Gruppe vielfältiger Insassen trifft.

Rasch gerät der Neuzugang in Konflikt mit der autoritären Oberschwester Ratched, der Leiterin der Station, die mit rigiden Regeln und Methoden die Kontrolle über die Patienten aufrechterhält. Während McMurphy versucht, die drückende Atmosphäre durch Rebellion und Ungehorsam aufzulockern, setzt Schwester Ratched auf Kontrolle und Disziplin. Daraus entwickelt sich ein intensives psychologisches Duell zwischen den beiden, wobei die Frage nach individueller Freiheit und dem Preis der Anpassung an gesellschaftliche Normen im Vordergrund steht. Die Handlung spitzt sich zu, als McMurphy versucht, sich gegen diese dehumanisierenden Methoden zu wehren und Elektroschocktherapie und Lobotomie als drastische Methoden zur Kontrolle der Insassen durchgeführt werden. Diese Eingriffe verdeutlichen die düsteren Aspekte der psychiatrischen Praktiken der damaligen Zeit.

„Einer flog über das Kuckucksnest“ ist ein eindringliches und provokatives Werk, das durch seine tiefgründigen Charaktere und die kritische Auseinandersetzung mit psychologischen Themen einen bleibenden Eindruck hinterlässt und Fragen nach der Natur von Wahnsinn, der Definition von Normalität und der individuellen Freiheit aufwirft.

Ken Kesey, geboren am 17. September 1935 in La Junta, Colorado, war ein bedeutender amerikanischer Schriftsteller und eine Schlüsselfigur der Gegenkultur der 1960er Jahre. Sein Durchbruch erfolgte mit dem Roman „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1962), der nicht nur literarisch erfolgreich war, sondern auch mit der Verfilmung unter der Regie von Milos Forman (1975) einen Oscar erhielt.

Kesey studierte Kreatives Schreiben am Stanford College, wo er an Experimenten mit psychoaktiven Substanzen teilnahm, die sein späteres Interesse an der psychedelischen Bewegung beeinflussten. Nach seinem Studium arbeitete er in einer Nervenheilanstalt, in der er Erfahrungen sammelte, die in seinem berühmten Werk verarbeitet wurden.

Neben „Einer flog über das Kuckucksnest“ schrieb Kesey den Roman „Sometimes a Great Notion“ (1964), der ebenfalls Anerkennung fand. Sein literarisches Schaffen zeichnete sich durch eine kraftvolle und oft experimentelle Sprache aus.

Kesey wurde auch bekannt als Anführer der“ Merry Pranksters“, einer bunt zusammengewürfelten Gruppe, die in einem psychedelisch bemalten Bus quer durch die USA reiste. Diese Reise wurde später in Tom Wolfs Buch „The Electric Kool-Aid Acid Test“ festgehalten.

Kesey verstarb am 10. November 2001 in Eugene, Oregon. Sein Erbe besteht nicht nur in seinen literarischen Werken, sondern auch in seinem Beitrag zur kulturellen Revolution der 1960er Jahre.

Quellen: Wikipedia, Spiegel Online und Chat GPT

Dale Wasserman, geboren am 2. November 1914, in Rhinelander, Wisconsin, war ein herausragender US-amerikanischer Dramatiker und Drehbuchautor. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf und brachte sich selbst die Bildung in den örtlichen Bibliotheken bei. Mit 10 Jahren verwaist, lebte er als Landstreicher mit einer Reihe von Gelegenheitsjobs wie Bauarbeiter, Koch und Handelsmatrose. Er zog nach Los Angeles und machte mit etwa 19 Jahren Karriere am Theater. Zunächst war er ein autodidaktischer Beleuchtungsdesigner und Bühnenarbeiter in Los Angeles und New York, dann Lichtdesigner für verschiedene Ballettproduktionen und große Bühnenshows. Schnell wurden seine besonderen Fähigkeiten bekannt, und er wurde für seine Beteiligung an großen Bühnenshows ausgezeichnet. Er übernahm das Produktionsmanagement großer Tourneen, bevor er als Regisseur und Autor tätig wurde. Im New York der 1950er Jahre schrieb er die ersten von etwa 75 Fernsehdramen und erhielt 1955 einen Emmy für „Elisha and the Long Knives“. 1963 adaptierte er Ken Keseys 1962 erschienenen Roman „Einer flog über das Kuckucksnest“ für die Broadway-Bühne, obwohl er das Drehbuch für den späteren Film nicht geschrieben hatte.

Der Durchbruch für Wasserman kam jedoch mit seinem erfolgreichsten Werk, dem Theaterstück „Der Mann von La Mancha“ (1965). Die Adoption als Musical brachte ihm und seinen Mitwirkenden 5 Tony Awards ein, darunter den prestigeträchtigen Preis für das beste Musical. Dieses Stück, basierend auf dem Leben des Schriftstellers Miguel de Cervantes und seinem berühmten Werk „Don Quixote“, wurde zu einem der am längsten laufenden Broadway-Musicals und etablierte Wasserman als herausragenden Dramatiker. Sein Stil zeichnete sich durch tiefgründige Charaktere und emotionale Komplexität aus. Seine Arbeiten spiegelten oft seine Faszination für die menschliche Psyche und soziale Fragen wider. Er verbrachte sein Leben damit, Geschichten zu erzählen, die die Tiefe der menschlichen Erfahrung erkunden.

Wasserman erhielt drei Ehrendoktorwürden und veröffentlichte 2003 „The Impossible Musical: The Man of La Mancha Story“. Wasserman verstarb am 21. Dezember 2008 in Paradise Valley, Arizona, und hinterließ ein reiches Erbe in Form von Werken, die weiterhin Bühnen und Leinwände bereichern. Zum Zeitpunkt seines Todes war er immer noch als Autor tätig.

Quellen: Wikipedia, Rowohlt, findagrave.com und Chat GPT

Bereits in der Antike und dem Mittelalter gibt es erste Erklärungsversuche und Behandlungsansätze von Geisteskrankheiten. Im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit galten Geisteskrankheiten im christlichen Abendland oft als Ausdruck dämonischer Mächte oder als göttliche Strafe für begangene Sünden. Verfolgung, Tötung und Ausgrenzung der Kranken waren die Folge. Mit der Idee der Aufklärung und der Französischen Revolution veränderte sich der Blick auf die psychischen Erkrankungen hin zu einem rationaleren Verständnis, das auf Vernunft und empirischer Forschung basierte.

Dennoch herrschten in den in Europa neu gegründeten Anstalten vielerorts nach heutigen Begriffen noch immer menschenunwürdige Zustände und auch die Behandlungsmethoden waren nicht selten von Gewalt (z. B. Schlagen, Fixieren, Drehstuhl, Dauer- oder Eisbäder, Auspeitschen, Elektroschocks) geprägt. Als eines der dunkelsten Kapitel der Psychiatrie in Deutschland muss die negative Eugenik der NS-Zeit und die menschenverachtenden Massenmorde an geistig Behinderten genannt werden.

Die Entwicklung der Psychiatrie seit der Aufklärung bis heute ist geprägt von einem Wandel der Konzepte, Behandlungsmethoden und der gesellschaftlichen Wahrnehmung psychischer Erkrankungen.

Der Beginn des 20. Jahrhunderts brachte radikale Veränderungen mit sich, insbesondere durch die Einführung von Elektrokrampftherapie und Lobotomien. Diese Methoden wurden jedoch zunehmend kontrovers diskutiert und riefen ethische Bedenken hervor. Die in der Mitte des 20. Jahrhunderts verfolgten Ansätze, psychisch Kranke aus großen Anstalten zu entlassen und in die Gemeinschaft zu integrieren, führte zu gemischten Ergebnissen, da oft angemessene Unterstützungssysteme fehlten. Die späten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zeichneten sich durch einen multidimensionalen Ansatz aus, der biologische, psychologische und soziale Faktoren bei der Behandlung berücksichtigte. Die Einführung von Psychopharmaka revolutionierte die medikamentöse Behandlung, während Therapieformen wie die kognitive Verhaltenstherapie an Bedeutung gewannen.

In den letzten Jahren haben Fortschritte in der Neurowissenschaft, Genetik und Technologie das Verständnis psychischer Erkrankungen vertieft. Evidenzbasierte Praktiken und individualisierte Behandlungsansätze sind heute Standard, während die psychische Gesundheit vermehrt in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt ist.

Trotz dieser positiven Entwicklungen bestehen weiterhin Herausforderungen, darunter die Reduzierung von Stigmatisierung, die Sicherstellung eines gerechten Zugangs zur Versorgung und die Integration neuer Forschungsergebnisse in die klinische Praxis. Die Psychiatrie bleibt somit dynamisch und steht vor der Aufgabe, sich den sich wandelnden Bedürfnissen der Gesellschaft anzupassen.

Quellen:
„Geschichte der Psychatrie“ in Wikipedia
Von „Dämonen und Neuronen“: Eine kurze Geschichte der Psychiatrie“ von Marijana Babic, 29.01.2019 in https://www.geschichte-lernen.net/kurze-geschichte-psychiatrie-antike-bis-moderne/
und Chat GPT

Die Lobotomie — auch Leukotonie— bezeichnet den heute nicht mehr durchgeführten psychochirurgischen Eingriff, bei dem die Nervenverbindungen zwischen den Frontallappen und den emotionsstreuenden Zentren des Gehirns durchtrennt werden. Früher wurde die Lobotomie angewendet, um unkontrollierbar emotionale oder gewalttätige Menschen ruhigzustellen. Als Folge der Lobotomie tritt eine starke Persönlichkeitsveränderung mit Störungen des Antriebs und der Emotionalität auf.

Lobotomie war nichts für schwache Nerven, auch wenn unter anderem diese damit behandelt wurden. Ein Effekt stellte sich eigentlich immer ein – die Patienten wurden ruhiger. Manchmal zu ruhig. Dennoch war sie lange salonfähig und ihr Erfinder erhielt sogar den Nobelpreis für Medizin. Ein prominentes Beispiel für die grausamen Folgen der Lobotomie war Rosemary Kennedy.

Im Jahr 1888 setzte der Psychiater Gottlieb Burkhardt als erster diesen operativen Eingriff ein. Der ausbleibende Erfolg dämpfte daraufhin 50 Jahre die Begeisterung für diese Technik.

Im Jahr 1935 befasste sich der portugiesische Neurologe Dr. Egas Moniz erneut mit dem Thema. Moniz versprach, Krankheiten wie Epilepsie, Schizophrenie und auch Homosexualität heilen zu können.

Im Jahr 1945 übernahm Dr. Walter Freman die Idee und fuhr mit einem kleinen umgebauten Lastwagen, der von den Medien „Lobotomobil“ getauft wurde, durch die USA, um Krankenhäuser und Heime zu besuchen. Für nur 25 Dollar war sein Versprechen auf Heilung geradezu ein Schnäppchen. Niemand kümmerte sich um die Tatsache, dass Freeman nie als Chirurg ausgebildet worden war und er ohne Maske und Handschuhe operierte.

Von den 4.000 Patienten, die er innerhalb weniger Jahre operierte, starben 600 einige Zeit nach der Operation. 1951 schaute Freman in die Kamera eines Fotografen, anstatt sich zu konzentrieren, und traf nicht richtig. Der Patient starb.

Die Patienten, die überlebten, befanden sich oft in einem nahezu vegetativen Zustand oder blieben für den Rest ihres Lebens behindert. So auch im Falle der Rosemary Kennedy, die Schwester von John F. Kennedy, die 1941 im Alter von 23 Jahren auf Wunsch ihres Vaters, der ihre Wutanfälle nicht mehr ertragen konnte, von Freeman und Watts zwangsweise operiert wurde.

Nach der Operation hatte Rosemary den IQ eines dreijährigen Kindes und wurde inkontinent. Sie blieb ihr ganzes Leben lang in einer Anstalt, fernab der Öffentlichkeit. Der Kennedy-Clan dagegen verbreitete die Behauptung, Rosemary wäre mit einer geistigen Behinderung geboren worden.

Es wird geschätzt, dass weltweit 100.000 Menschen zwischen den 1940er und 1980er Jahren einer Lobotomie unterzogen wurden. Allein Freeman führte 4.000 solcher Eingriffe in 23 Staaten der USA durch.

Schließlich bot die Entwicklung der Neuroleptika in den 1950er Jahren den Psychiatern effektivere und weniger gefährliche Behandlungsmöglichkeiten für Schizophrenie und Depression.

In den 1960er Jahren schließlich drehte sich die öffentliche Meinung und Lobotomie wurde einer Verstümmelung gleichgesetzt.

Quelle:
Benoît Blanquart / esanum.fr

Die moderne Elektrokrampftherapie (EKT) erlebt seit Jahren eine Renaissance – um ihre Wiedereinführung an der Universitätspsychiatrie Hamburg-Eppendorf (UKE) im Jahr 2016 wurde heftig gerungen.

Elektroschock, das klingt brachial und war für Patienten in dunklen Zeiten der Psychiatrie eine Tortur und oftmals gegen ihren Willen angewandte Gewalt. Früher, ohne Betäubung und Muskelrelaxans, kam es dabei zu Knochenbrüchen, Herzstillständen und schweren Gedächtnisstörungen.

Im kollektiven Gedächtnis fest verankert: Die Elektroschock-Szene in „Einer flog über das Kuckucksnest“.

Und so ist das Image der heute Elektrokonvulsionstherapie oder auch Elektrokrampftherapie genannten Methode in Deutschland bis heute bescheiden: EKT zählt zu den umstrittensten Methoden der Psychiatrie. Und erlebt aber doch in seiner modernen Ausformung (Freiwilligkeit, geschultes Personal, standardisierte Behandlung, genaue Indikationsstellung, Kurznarkose, Muskelrelaxans) seit Jahren eine Renaissance und große Akzeptanz in der Fachwelt.

Grund ist v.a. die hohe Wirksamkeit in Fällen schwerer Erkrankung, bei denen andere Behandlungsansätze versagt haben. Und das bei vergleichsweise geringen Nebenwirkungen. Von 1985 bis heute wuchs die Anzahl der in Deutschland so behandelten Patienten von ca. 800 auf ca. 3000 an. 2015 war EKT an allen Universitätspsychiatrien wieder eingeführt, außer in Regensburg und am UKE. Dort wurde ab 2015 heftig um eine Einführung von EKT gerungen. Seit 2016 gibt es auch in Eppendorf wieder EKT – allerdings unter strengen Auflagen.

Quelle: Eppendorfer Zeitung für Psychiatrie und Soziales 13.11.2018